ECHO&NARZISS
Zeitschrift für junge Sprachkunst
ECHO&NARZISS
Zeitschrift für junge Sprachkunst
Ausgabe 7
In der siebten Ausgabe von ECHO&NARZISS erscheinen eine Leseprobe aus Franziska Königs zweitem Buch Schattenfiguren, Gedichte von Tabea Farnbacher, ein Essay in der Reihe Say My Name, Say My Name von Barış Yüksel sowie ein literarischer Beitrag von Hoài Niệm Nguyễn. In dem letzteren findet sich eine Formulierung, die passender zur bevorstehenden Jahreszeit nicht seien könnte: »Mein Herz unter Schichten meines Mantels.«
HERAUSGEBER:INNEN
Jehona Kicaj, 1991 in Suhareka, Kosovo geboren, ist Autorin und Lektorin. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Hannover. Nach ihrem Abschluss war Kicaj zunächst als Dozentin für Literaturwissenschaft an der Leibniz Universität Hannover tätig. Derzeit arbeitet sie als Lektorin für einen internationalen wissenschaftlichen Buchverlag und schreibt an ihrem ersten Roman.
Carl Philipp Roth, geb. 1996 bei Hannover, studierte Germanistik, Religionswissenschaft sowie Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und arbeitet seit 2022 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Leibniz Universität Hannover. Er promoviert über die autobiographischen Texte von Elias Canetti, Thomas Bernhard und Maxim Biller, und ist Verleger des Re:sonar Verlags.
MANUSKRIPTE
Einreichungen für ECHO&NARZISS sind jederzeit und ohne expliziten Open Call möglich. Gedichte, Prosa, Essays, dialogische Formen – der Textumfang ist aufgrund des freien Satzkonzepts sehr variabel. Für den Umfang der Einreichungen gilt: Von einem einzelnen Gedicht bis zu einem Fließtext mit max. 8.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) ist alles möglich. Einreichungen bitte als PDF inkl. Kurzbio an [email protected]. Betreff: E&N Manuskript.
ALLE AUTOR:INNEN
ÜBER DIE ZEITSCHRIFT
Als die Bergnymphe Echo dem Jüngling Narziss begegnet, wurde ihr bereits die Fähigkeit genommen, selbst ein Gespräch zu beginnen. Ihr Schicksal war eine Strafe der Hera: Der einst wortgewandten Bergnymphe blieb von da an nur noch die Fähigkeit, die letzten an sie gerichteten Worte zu wiederholen. Sie selbst verstummte und trat hinter den Worten der anderen zurück.
So – oder so ähnlich – steht es bei Ovid. Wie kommen wir nun aber als Re:sonar Verlag auf die Idee, unsere Zeitschrift für junge Sprachkunst nach diesem antiken Mythos zu benennen?
Resonare bedeutet widerhallen – die Verwandtschaft des Verlags zur Bergnymphe Echo leuchtet somit ein. Mit der Zeitschrift möchten wir neben unseren Büchern ein schnelleres Medium anbieten, das sein Ohr am Puls der Zeit hat. Hinhören, wiedergeben, damit Positionen, Themen und Perspektiven hör- und sichtbar machen – dazu verpflichtet uns unsere Namensgeberin.
Eine Literaturzeitschrift sollte ihren Autor:innen außerdem Reichweite bieten können. Seit der dritten Ausgabe wird ECHO&NARZISS daher auf Zeitungspapier gedruckt. Wir konnten die Auflagenstärke der Zeitschrift dadurch deutlich erhöhen und den Preis auf ein symbolisches Niveau senken. Denn klar ist auch: Ein Echo bedeutet Vervielfältigung.
Aber wie steht es nun um Narziss? Als mythologische Figur wird er oft mit negativen Begriffen assoziiert: der Selbstverliebtheit, der Selbstzentriertheit, dem Narzissmus. Vor allem letzterer stellt aber nur eine Lesart des Mythos dar, der – wie die anderen Mythen auch – als Präzedenzfall des Menschlichen viel offener ausgelegt werden kann und somit auch noch eine Vielzahl anderer Deutungen erlaubt.
Narziss neigt sich in den Ovid’schen Metamorphosen über einen Bach und betrachtet im Spiegelbild sich selbst, ohne es zu merken. Erst später heißt es dann: »Iste ego sum« – Dieser da bin ich! Ein Moment der Selbsterkenntnis. Genau deshalb wird Narziss zu Beginn des 20. Jahrhunderts für Paul Valery und André Gide zum Prototypen des modernen, selbstreflektierenden, sich selbsterkennenden Dichters. Bei letzterem, bei Gide, sogar mit einem Anspruch auf Aktualität: »Wo Narziss hinschaut, ist die Gegenwart«, heißt es dort – genau darin besteht die Aufgabe dieser Zeitschrift.